Einigung ist der bessere Weg
Gerade mit den Menschen, die uns am Herzen liegen, streiten wir oft am unerbittlichsten. Wenn Konflikte unsachlich werden, wenn man anfängt, sich im Kreis zu drehen, fällt vielen nur noch der Rechtsweg als vermeintlich naheliegende Lösung ein. Die Erfahrung zeigt, dass eine Einigung in der Regel der bessere Weg ist, da sie beiden Parteien hilft. Der Gang zum Richter hingegen bietet diese Möglichkeit nicht: Wo vor Gericht der Eine gewinnt, verliert der Andere. Das sollte man bedenken, wenn z.B. Kinder mit im Spiel sind oder der Arbeitsplatz durch dauerhafte Unstimmigkeiten gefährdet ist. Aber auch, wenn der Konflikt mit jemandem besteht, mit dem man weiterhin zu tun haben will oder muss.
Win-Win statt Win-Lose – oder: Jeder bekommt, was er braucht.
Durch eine Mediation wird immer ein Konsens angestrebt. Als einfaches Beispiel zur Veranschaulichung zitiere ich das berühmte Beispiel „Orange“: Zwei streiten sich um eine Orange, jeder will sie haben. Normal wäre es, jedem eine Hälfte zu geben und die Sache wäre erledigt. Tatsächlich ist eine Lose-lose-Situation, denn jeder bekommt nur die Hälfte dessen, was er tatsächlich braucht. Denn bei genauer Nachfrage könnte sich z. B. zeigen, dass der eine gern den Saft hätte, während der andere lediglich die Orangenschalen für einen Kuchen bräuchte. Win-Win wäre also: Jeder bekommt genau das, was er braucht.
Die Vorteile einer Mediation
Es ist ungleich zufriedenstellender, eine maßgeschneiderte Konfliktlösung selbst zu erarbeiten als diese durch ein Gerichts- oder Schiedsurteil diktiert zu bekommen. Nicht selten kann sich durch eine Mediation das Verhältnis zum Konfliktpartner sogar verbessern. Generell weisen Mediationsverfahren sehr hohe Erfolgschancen auf. Die Erfahrung zeigt: In etwa 75 Prozent aller Verfahren finden die Konfliktparteien erfahrungsgemäß eine einvernehmliche Lösung.
Charakteristische Besonderheiten:
- Strukturiertes Gespräch in einem sicheren Rahmen
- Respektvolles Miteinander
- Ansichten, Beweggründe und Anliegen werden von jedem gehört
- Entwicklung von gegenseitigem Verständnis (so kann man wieder in Kontakt kommen)
- Gemeinsames Finden langfristig wirksamer Lösungen für ein besseres Miteinander
- Lerneffekt für den künftigen Umgang mit Konflikten
Die Frage nach dem Recht innerhalb einer Mediation
Ein Anwalt sagte einmal zu mir: „Recht haben heißt nicht, automatisch auch Recht zu bekommen.“ Das sollte zu denken geben, denn vor Gericht gibt es in der Regel Gewinner und Verlierer. Das ist in der Mediation anders: Hier wird ein Konsens angestrebt. So besteht die Möglichkeit, dass Alle gewinnen können. Grundsätzlich sind rechtliche Positionen in der Mediation bestenfalls ein Ausgangspunkt für das interessenorientierte Mediationsverfahren. Rechtliche, sich gegenseitig ausschließende Ansprüche kann es hier nicht geben. Ein Aushandeln oder Feilschen um rechtliche Positionen ist ja gerade das Gegenteil von interessen- und bedürfnisorientierter Mediation. Die Frage nach „Recht“ ist im Rahmen der Mediation allenfalls im Hintergrund vorhanden. Mediation ist ausdrücklich keine Rechtsdienstleistung. Wenn rechtliche Inhalte geklärt werden müssen, sollten sich die Medianten zusätzlich rechtlich beraten lassen. Manchmal ist es auch hilfreich, eine Mediations-Sitzung gemeinsam mit einem oder mehreren Rechtsanwälten abzuhalten, wenn die Medianden das wünschen.
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